Aus Rachele Rivolta wurde Lele
Der Name des Modells wird mit einer kleinen Geschichte kolportiert, die zu den schusseligen Ehemännern passt, die aber auch jeden Geburtstag, Hochzeitstag oder wie im Falle der Rivoltas, das Weihnachtsfest und die Geschenke vergessen. Nachdem der Gründer Renzo Rivolta 1966 verstorben war, übernahm sein Sohn Piero die Leitung des Unternehmens, der Ende 1968 offenbar so beschäftigt mit den neuen Projektentwicklungen war, dass er die Weihnachtsgeschenke für seine Gattin Rachele vergessen hatte. Sein Weihnachtsgeschenk war das Versprechen, das nächste Modell nach ihr zu benennen und so wurde aus Rachele die Kurzversion Lele.
Wirtschaftlicher Druck und Änderung der Technik
Insgesamt sind in den drei Jahren Produktion rund 300 Iso Rivolta Lele entstanden. Nachdem anfänglich Bertone die Karosserien lieferte und einige Modifikationen beisteuerte, musste Rivolta wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten die Karosserieproduktion selbst übernehmen und als weitere Einsparmaßnahme den Antriebslieferanten Chevrolet gegen den günstigeren Ford austauschen. Da die anfangs von General Motors gelieferten V8-Motoren und Getriebe nur im Dutzend abgegeben wurden, nahm Rivolta das Angebot von Ford Italia dankend an, die den V8-Ford-Motor auch einzeln lieferten. In Verbindung mit dem ZF-5-Gang-Getriebe oder dem 3-stufigen Cruise-o-Matic Getriebe kamen dann die V8-Ford-Cleveland-Motoren zum Einsatz, die mit 330 PS auf 5.8 Litern Hubraum den GM Motoren ebenbürtig waren. Ab 1972 verbaute Rivolta in sämtlichen Iso-Modellen mit Ausnahme des CAN-AM Grifo diese Ford/ ZF Antriebskombination, bis Piero Rivolta die Aktienmehrheit an seinem Unternehmen verkaufte. Der letzte noch mit mattschwarzen GFK-Stoßstangen und vorderen Schalensitzen sowie einem Nardi-Lenkrad ausgerüstete Lele Sport war dann der Schlusspunkt der Lele-Baureihe. Bis 1976 entstanden aber noch drei Einzelstücke, die aus der Konkursmasse zusammengebaut wurden. Unser hier vorgestellter Lele entstand 1974 und hat die typischen schwarzen, statt verchromten Stoßstangen. Einer von wenigen Iso Rivolta Lele Sport, die ab 1973 hergestellt wurden.
Iso Rivolta Lele löst den IR und Fidia ab
Nach dem guten Einstieg und Erfolg im Jahre 1970, wurde der Lele zum neuen Basismodell der Mailänder Marke Iso Rivolta, der anfangs mit Chevrolet V8-Motor, später mit Ford V8-Motor geliefert wurde. Hergestellt wurde der Lele im Iso Rivolta Werk Varedo, das 1976 nach dem Konkurs geschlossen wurde. Heute zählt der formschöne und klassisch gehaltene Iso Rivolta Lele zu den gesuchten Modellen dieser Marke. Ursprünglich für rund 56.500 DM (28.900 €) im Jahre 1970 angeboten, entwickelte sich der Preis des Lele in den letzten 20 Jahren von rund 36.000 € (2000) über 50.000 € (2010) bis zu rund 100.000 € (2020).
Technische Daten
Modell: Iso Rivolta Lele Sport (1974)
Karosserie: Coupé (Bertone) 2türig, 4 Sitze
Motor: 8 Zyl. in V 90°, 5768 ccm; 330 PS (SAE) bei 5800 U/min
Motorkonstruktion: Ford Cleveland 351. Hängende Ventile mit hydr. Stösseln, zentrale Nockenwelle (Kette); 5fach gelagerte Kurbelwelle; Ölfilter im Hauptstrom, 1 Fallstrom-Vierfachvergaser Motorcraft, Trockenluftfilter. Wasserkühlung
Getriebe: Trockenkupplung; ZF-5-Gang-Getriebe
Fahrwerk: Plattformrahmen mit Kastenträger, halbselbsttragende Karosserie; vorn Trapez-Dreieckquerlenker mit Schraubenfedern, hinten De-Dion-Achse mit gekoppelten Längsschubstreben u. Wattgestänge, Schraubenfedern, vorn Kurvenstabilisator, Teleskopdämpfer.
Bremsen: Zweikreis-Vierrad-Scheibenbremse mit Servo, mechanische Handbremse auf Hinterräder; Kugelkreislauflenkung, a.W. mit Servo
Reifen/ Felgen: Reifen 205/70 VR 15, Felgen 7 J Magnesium Leichtmetallfelgen
Dimensionen: Länge 466 cm, Breite 175,5 cm, Höhe 133 cm
Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 245 km/h (Werk)