Der Jaguar C-Type 3.4 Liter Motor und die XK Baureihe in Le Mans - Whitehead und Walker gewinnen 1951 auf Anhieb das 24-Stunden-Rennen

Wer sich einem Jaguar XK 140 oder XK 150 von hinten nähert, dem fällt das große rote in Chrom gefasste Jaguar Emblem auf der Heckklappe auf, das stolz verkündet „Winner Le Mans 1951-3“ und dazu die Typenbezeichnung XK 140 oder XK 150. Seltsam? Sowohl XK 140 als auch XK 150 waren zu diesem Zeitpunkt weder in Le Mans vertreten, noch konnte man diese XK Typen kaufen. Einzig der XK 120 war von 1948 bis 1954 zu haben. Der XK 140 kam 1954, gefolgt vom XK 150 im Jahre 1957. Was also meint das stolze Heckemblem? Des Rätsels Lösung ist der Motor. Die gesamte XK Baureihe, hatte eine Gemeinsamkeit, den damals nagelneu entwickelten 3.4 Liter 6-Zylinder Reihenmotor, der eigentlich als Nachfolger des S.S. 100 in eine Limousine verbaut werden sollte. Doch Pressed Steel Company (PSC), der Karosseriebauer von Jaguar, wurde nicht rechtzeitig fertig. Stahl war damals Mangelware und Aluminium war schon damals eine elegante, wenn auch schwieriger zu verarbeitende Lösung. Kurzerhand wurde also der für Hochgeschwindigkeiten entwickelte 6-Zylinder-Reihenmotor mit 3.442 ccm Hubraum, zwei obenliegenden Nockenwellen und hängenden Ventilen (DOHC) in einen neuen Sportwagen verbaut, der 1948 im Oktober auf der „London Motor Show“ erstmals gezeigt wurde. Die Modellbezeichnung für diesen Sportwagen lautete XK 120 OTS (Open Two-Seater), der als erster Jaguar mit zwei obenliegenden Nockenwellen enorme Leistungsdaten und eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h vorweisen konnte.

Der C-Type Motor: ein Meisterwerk an Zuverlässigkeit

Der von William Heynes entworfene 3.4 Liter Reihen-6-Zylinder-Motor besaß zwei obenliegende Nockenwellen und zwei Vergaser vom Typ SU H6 sowie hängende Ventile. Durch die schräg hängenden Ventile ergab sich ein nahezu perfekter Brennraum. Gleichwohl war diese Motorkonstruktion zunächst ein Wagnis, denn obenliegende Nockenwellen hatte bis dahin noch kein Hersteller gewagt. Es kam wie so oft in der Geschichte des Automobils, die anfangs gedachte Lösung, die Hochgeschwindigkeitslimousine XK6 wurde nie gebaut und der dafür entwickelte Motor wurde bis 1992 in modifizierter Form in zahlreiche Jaguar Modelle und zusätzlich in Militärfahrzeugen verbaut, da dieser Motor äußerst Zuverlässig und Leistungsfähig war. Doch zurück zu Le Mans. Der neue Motor des XK120 wurde dann aufgrund seiner Leistungen und Robustheit auch in die Rennversionen von Jaguar eingebaut. Der Jaguar XK120 C, besser bekannt als C-Type und spätere D-Type erhielt den sogenannten C-Typ-Zylinderkopf, der dem Motor statt der normalen 160 PS eine Leistung von 210 PS bei 5.750 U/min. verpasste. Ein Leistungswert, den der spätere XK 150 serienmäßig aufweisen konnte. Beide Motorvarianten, der 3.4 Liter Normalmotor und der 3.4 Liter SE (C-Typ-Kopf) wurden auch in den nachfolgenden Serienmodellen XK 140 und XK 150 angeboten. Die Rennversion, C-Typ, startete erstmals im 19. Grand Prix 24-Stunden-Rennen in Le Mans, bei der Peter Whitehead und Peter Walker auf einem XK 120 C den Sieg für Jaguar einfuhren. Das war im Rennen 22./23. Juni 1951. Zwei Jahre später belegte Jaguar mit zwei C-Type Rennversionen die Plätze 1 (Tony Bolt, Duncan Hamilton) und 2 (Stirling Moss, Peter Walker) im 21. Grand Prix 24-Stunden-Rennen in Le Mans am 13./14.Juni 1953. Von daher also die Plakettengravur „Winner Le Mans 1951-3“, was gleichzeitig auch den Ruhm dieses C-Type-Motors in der XK Baureihe 120, 140 und 150 begründete.

 

Jaguar XK 140 in Le Mans – das war 1956

Das hier vorgestellte Modell Jaguar XK 140 Two-Seater aus dem Jahre 1954 trägt ebenfalls diese chromgefasste Plakette auf der Heckklappe mit dem Zusatz XK 140. Und tatsächlich, es gab auch einen XK 140 mit der gemeinsam mit einem Jaguar D-Type im Jahre 1956 (28./29. Juli) beim 24 Stunden Rennen startete. Mit der Startnummer 6 gingen damals Robert Walshow und Peter Bolten auf einem Jaguar XK 140 ins Rennen. Gewonnen hatte dieses Rennen allerdings Ninian Sanderson und Ron Flockhart von der 1. Ecurie Ecosse auf einem Jaguar D-Type mit 3.4 Liter Motor. Die Fahrer des Jaguar XK 140 wurden disqualifiziert und kamen nicht in die Wertung.

Die XK Baureihe, hier der XK 120, startete 1948 mit dem XK 120 OTS, der damals 160 PS leistete und den C-Typ Motor 3.4 Liter besaß. Neben dem Roadster, gab es in dieser Modellreihe noch ein Drophead-Coupe (DHC Stoffverdeck) und ein Fixedhead-Coupe (FHC fester Hardtop), die von 1948-1954 angeboten wurden. 1954 kam dann der Jaguar XK140, der bis 1957 im Programm blieb. Lieferbar waren der XK140 3.4 als Roadster, Cabriolet und Coupe, die mit dem 3.4 Liter Motor Leistungswerte bis 190/193 PS besaßen oder mit dem 3.4 Liter SE (C-Typ-Kopf) die Leistungswerte 210/213 PS vorweisen konnten. Die Höchstgeschwindigkeiten des XK 140 SE lagen damals bereits bei 193-200 km/h. Zu den deutlich sichtbaren Veränderungen des XK 140 gegenüber dem XK 120 gehörten massivere vordere und hintere Stoßstangen. Hinzu kamen Blinker und ein deutlich größerer Innenraum, da der Motor, die Trennwand und das Armaturenbrett nach vorne verschoben wurden. Das brachte dem Fahrer mehr Beinfreiheit. Hinzu kam bei Open Two-Seater und beim DHC eine 12-Volt Batterie, die im Motorraum verstaut war. Insgesamt hatten die XK 140 Modelle eine hochwertige Chromausstattung und auf Wunsch Lederausstattung und Jaguar Speichenräder mit Schnellverschlüssen.

 

XK 140 3.4 und 3.4 SE von 1954-1957

Während das Armaturenbrett und die Türen des Open Two-Seater mit einem Vinylstoff verkleidet waren, hatte der XK 140 auch die typischen runden Smith-Instrumente verbaut und besaß wie sein Vorgänger keine Türgriffe. Beide Türen wurden innen mit einem Zugband geöffnet und anstatt eines Verdecks begnügte sich der XK140 mit einer Persenning, die im Kofferraum mitgeführt wurde. Wer ein Dach über dem Kopf haben wollte griff zum DHC (Drophead Coupe – Verdeck) oder zum FHC (Fixedhead Coupe – Hardtop). Insgesamt wurden vom XK 140 rund 8.900 Exemplare in der Zeit von 1954 bis 1957 hergestellt. Der Nachfolger XK 150 wurde von 1957 bis 1960 gebaut und war mit einem 3.4 Liter 210 PS Motor oder einem 3.8 Liter 220 PS Motor zu haben. In der gesamten Bauzeit von 1948 (XK120) bis 1960 (XK 150) wurden 30.380 Fahrzeuge bei Jaguar hergestellt.

Der XK 140 wurde auch von Zagato als Coupe für den Pariser Autosalon gebaut. Zwei weitere Modelle sollen als Folgeauftrag entstanden sein. Kaum mehr Nachfrage hatte das von Michelotti bei Ghia entworfene XK 140 Coupe. Auch hier sind den Aufzeichnungen nach nicht mehr als drei Exemplare entstanden. Unsere Bilderserie zeigt einen XK 140 3.4 Liter Open Two-Seater LHD der ersten Serie 1954.