Sportlicher Luxusliner für begüterte Kunden
Diesem exklusiven Fahrzeug der oberen Oberklasse wurde von der begeisterten Kundschaft auch ein hoher Preis zugebilligt. Anfang 1977 kostete der neue Aston Martin Lagonda noch 26.000 bis 30.000 Britische Pfund. Bei Auslieferung der Serie 2 und damit der ersten Serienmodelle, wurden bereits rund 50.000 Britische Pfund verlangt. Serie 3 mit ihren zahlreichen Änderungen lag schon bei 75.000 Britische Pfund und die vierte Serie kostete bei ihrer Einführung bereits 95.000 Britische Pfund, die gegen Produktionsende 1989 runde 99.500 bis 105.000 Britische Pfund für individuell ausgestattete Modelle aufriefen. Das ist in etwa auch die Preisregion, die für einen mit zahlreichen Sonderausstattungen angebotenen Aston Martin Lagonda Tickford der Serie 3 oder 4 heute noch aufgerufen wird. Gut erhaltene Lagonda Limousinen haben heute noch einen Marktwert zwischen 80.000 bis 98.000 Euro.
Aston Martin, 1974 infolge der allgemeinen Krise der Automobilhersteller Anfang des Jahres 1975 zahlungsunfähig, konnte in den ersten sechs Monaten des Jahres keine Autos fertigen. Erst als Mitte des Jahres 1975 ein Konsortium aus britischen und kanadischen Investoren den Betrieb übernahmen und die neue Gesellschaft Aston Martin Lagonda Ltd. auf die Beine stellten, wurde die Produktion in bescheidenen Stückzahlen wieder aufgenommen. Die neuen Geldgeber verhinderten den damals entwickelten Lagonda 1 und forderten stattdessen vom Management eine vollständig neue Limousine – einen absoluten „Eyecatcher“ mit mächtig Power unter der Haube und der neuesten elektronischen Bordelektronik.
Verzögerungen wegen computergesteuertem Eigenleben der Elektronik
Verantwortlich für die technische Entwicklung war damals Mike Loasby. Das Design verantwortete William Towns. Das Ergebnis entsprach den Erwartungen der Investoren, die bei der Neuvorstellung des Wagens eine kleine Revolution beim Fachpublikum hervorriefen. Flache Keilform, glatte Flächen und scharfe Begrenzungen bei einer Gesamthöhe von gerade mal 1,3 Meter. Damit war der Aston Martin Lagonda das niedrigste viertürige Fahrzeug seiner Zeit. Hinzu kam die aufwändige Elektronik, digitale Anzeigen im Armaturenbrett und Sensortasten zur Funktionssteuerung. Letzteres sollte von einem britischen Unternehmen entwickelt werden, aber die Cranford Institute of Technology scheiterte. Ihre Software war unzuverlässig und führte teilweise ein Eigenleben, das bis zum Totalausfall des Fahrzeugs reichte. Mit ein Grund, weshalb die Serienfertigung insgesamt um fast zwei Jahre verzögert wurde. Abhilfe schaffte 1977 die US-Firma Javeline Corporation, die auf Computertechnik im Fahrzeug- und Flugzeugbau spezialisiert war. Diese erfolgreiche Software wurde ab Lagonda 3 sogar mit einem Sprachcomputer ausgestattet der in vier Sprachen das Fahrzeug steuern konnte. Ebenfalls aus den USA kam die während der gesamten Bauzeit verwendete Dreigang-Automatik Chrysler TorqueFlite, während der V8-Motor eine Eigenentwicklung war, der bereits im Aston Martin DBS seit 1970 erfolgreich eingesetzt wurde. Exklusives Karosseriedesign, individuelle Ausstattungspakete, nur feinstes Leder, Multimediageräte, Fernseher und andere elektronische Raffinessen durchliefen insgesamt drei Überarbeitungen, die allerdings nur im Detail bemerkt wurden. Beispielsweise die Änderungen der Sensorensteuerung, deren Gasplasma-Anzeigen durch Leuchtdioden ersetzt wurde. Oder die Klapp-Scheinwerfer die durch sechs einzelne Scheinwerfer in der Front ersetzt wurden. Änderungen an der Antriebstechnik, moderne Benzineinspritzungen von Weber und Magneti Marelli entwickelt, neue Displays und ein vollständig überarbeitetes Cockpit sorgten während der Bauzeit der drei Lagonda-Serien 2 bis 4 für eine Vervierfachung des ursprünglichen Kaufpreises.
5.3 Liter V8 Viertakt-Motor und Dreigang-Automatik Chrysler Torque-Flite
Imposant und dem modernen Aussehen geschuldet waren auch die technischen Details. Kernstück der eigene V8 Motor aus der Aston Martin DBS Serie, der 4 Doppelvergaser von Weber besaß und mit der Serie 3 und 4 eine elektronische Einspritzung von Weber-Marelli bekam. Dreigang-Automatik Getriebe von Chrysler, das zuverlässige TorqueFlite. Innenbelüftete Scheibenbremsen vorne und hinten. Leichtmetall-Karosserie auf eigenen Aston Martin Plattformrahmen. Normaler Radstand oder Long-Wheelbase des Tickford Sondermodells. Höchstgeschwindigkeit 225 km/h bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 15 Liter Außerorts und bis zu 25 Liter Innerorts. Der V8-Motor leistete in verschiedenen Ausbaustufen 280 PS bis 304 PS, die durch Veränderungen des 5.3 Liter großen Achtzylinders erreicht wurden. Insgesamt entstanden bei der Aston Martin Lagonda Ltd. in Newport Pagnell rund 645 Exemplare dieser außergewöhnlichen viertürigen Sportlimousine, die deshalb heute relativ selten auf der Straße anzutreffen ist. Davon drei Lagonda Tickfords (verlängerte Version), die mit Minibar, Multimedia und Autotelefon ausgestattet waren. Die zwei bekannten Kombiversionen kamen nicht von Aston Martin Lagonda, sondern wurden von Roos Engineering hergestellt. Trotz modernen Raumschiffdesign gelten die Lagondas der Serie 2,3 und 4 mittlerweile als historisch. Die letzte Serie, die bis 1990 gebaute Serie 4, besitzt jetzt ebenfalls den Status des historischen Fahrzeuges. Gleichwohl: wenn dieser Donnerkeil auf der Straße erscheint, denkt man bestimmt nicht an „Historie“. Ungewohnte Erscheinung, aber bei längerer Betrachtung äußert interessante Details.