Jaguar E-Type 3.8 Liter Serie I Gunmetal Grey Coupe - Sir William Lyons und seine Überraschung im Genfer Park

Für die Pressevertreter begann der Genfer Autosalon mit einem Paukenschlag am 15. März 1961, als Sir William Lyons persönlich den neuesten Jaguar im Genfer Parc des Eaux Vives der Öffentlichkeit vorstellte. Das neue Modell, ein Jaguar E-Type Coupe in Gunmetal Grey, setzte einen Wendepunkt beim Sportwagenhersteller Jaguar, der seit 1948 mit dem Jaguar XK und insbesondere mit dem bis 1961 produzierten XK 150 am Markt gut etabliert war. Das Styling des XK war jedoch veraltet und besaß die typischen Vorkriegsmerkmale. Das sollte sich mit dem E-Type grundlegend ändern. Angelehnt an den rasanten D-Type, der 1955 bis 1957 in Le Mans die Rennen dominierte, gestaltete Malcolm Sayer ein vollständig neues Auto, dessen moderne Formengestaltung in Genf für Aufsehen erregte und die Fachwelt fast ein Jahrzehnt beschäftigte. Kaum ein Sportwagen der 1960er Jahre erfuhr solche Aufmerksamkeit und kontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit wie der Jaguar E-Type aus England.

Modernes Chassis und gewagte Karosserieform

Während die Vorläufermodelle XK 120, XK 140 und XK 150 alle auf einem Stahlchassis mit separater Karosserie aufgebaut waren, zuverlässige Motoren und Fahrwerke besaßen, aber altbacken daherkamen, sollte das neue Modell weniger Gewicht auf die Waage bringen und schneller werden. Die grundlegende Änderung steuerte Bill Heynes bei, der das schwere Stahlchassis durch einen leichteren Gitterrahmen aus Stahl ersetzte und Malcolm Sayer die leichtere aerodynamische Karosserie des Sportwagens draufsetzte. Der neue Jaguar E-Type wog ganze 225 kg weniger als seine XK Vorgänger und wurde ab 1961 als E-Type Roadster und E-Type Coupe mit einem 3.8 Liter Motor, der 265 PS leistete, angeboten. Mit 3 SU Vergasern und einem Viergang-Getriebe das teilsynchronisiert war, übernahm der E-Type zwar die Antriebseinheiten seiner Vorgänger, bot aber durchaus Neues. Neben dem verbesserten Moss-Getriebe war der E-Type ab der Stirnwand selbsttragend ausgelegt und besaßt eine unabhängige Hinterradaufhängung, die von allen Jaguar-Modellen bis in die 1980er Jahre übernommen wurde. Während der Roadster mit einem leicht bedienbaren und rasch zurückklappbaren Verdeck punktete, war sein Kofferraum relativ klein geraten. Verchromte Gepäckbrücken und Maßkoffer als Sonderausstattung schafften hier Abhilfe. Das neu gestaltete Coupe hingegen bot mit seiner sehr großen und verglasten seitlichen aufschwenkbaren Hecktüre einen größeren Kofferraum, der bis an die Rücklehnen der Vordersitze reichte. Genau wie bei seinen Vorgänger wurde im neuen E-Type auf Holzapplikationen verzichtet. Stattdessen war alles bis auf die gemusterte Aluminium-Instrumententafel und die Mittelkonsole mit gepolstertem, schwarzem Vinyl verkleidet. Die Schalensitze saßen passgenau und das hölzerne Dreispeichenlenkrad wurde stilbildend und Markenzeichen von Jaguar.

 

Absenkung des Wagenbogens (Flat-Floor) vor den Sitzen

Die wichtigsten Änderungen während der ersten beiden Jahre beim E-Type waren die Absenkung des Wagenbodens vor den Sitzen, damit mehr Beinfreiheit geschaffen wurde und die Verlegung der Motorhauben-Verschlüsse nach innen. Diese Maßnahme der Modellpflege sorgte denn auch dafür, dass genau diese Modelle mit nicht abgesenktem Wagenboden, den außen liegenden Hauben-Verschlüssen und den Armaturenbrettern der 1. Serie bis zu 20% teurer sind als die Nachfolger. Sowohl Roadster als auch Coupe hatten in den ersten Monaten diese außenliegenden Motorhauben-Verschlüsse, die anschließend durch einen Hebelverschluss im Innenraum ersetzt wurden. Die sogenannte Chromblende oben auf den Türen war allerdings dem Roadster vorbehalten. Als Sonderausstattung war beim Coupe ein Webasto-Sonnendach erhältlich. Allen Karosserieformen besaßen in der ersten Serie serienmäßig Speichenräder, die verchromt, in Silber oder in Wagenfarbe lackiert waren. Weißwandreifen hingegen kosteten Aufpreis. Identisch war bei beiden Modellen, Coupe und Roadster, die typische E-Type Front mit Scheinwerfer-Abdeckungen, verchromter Grillspange mit Growler-Emblem und dem Klebenummernschild auf der vorn angeschlagenen Motorhaube. Deutsche und US-Fahrzeuge hatten eine klappbare Nummernschildhalterung unterhalb des ovalen Grills. Ein weiteres Erkennungsmerkmal der 1.Serie war die einteilig, gebogene, in Chromblenden gefasste Windschutzscheibe mit drei Wischerarmen und die verchromten Stoßstangenecken, die bis zu den Radausschnitten herumgezogen waren. Das Heck des Coupes besaßt eine seitlich zu öffnende Hecktür und eine vorn angeschlagene Motorhaube. Spätere Modelle der 1. Serie sind anhand des vorne abgesenkten Wagenboden zu erkennen.

 

13 Jahre Produktion mit drei Serien – 1961 bis 1974

Als 1974 nochmals 50 schwarze Roadster als Schlussserie vom Band liefen, war die 13-jährige Produktion des Jaguar E-Types mit der 3. Serie abschlossen. Der überaus erfolgreiche Sportwagen hatte zu Beginn der Produktion im Jahre 1961 wegen der hohen Nachfrage enorme Lieferschwierigkeiten. Jaguar war bereits von ersten Messebestellungen aus Genf überrascht worden. Die Produktion des Jaguar E-Type 3.8 Liter der 1. Serie dauerte von 1961 bis 1963 und lieferte rund 7.800 Roadster und 7.600 Coupes aus. Der Nachfolger der Serie 1 war dann das 4.2 Liter Coupe (7.800 Exemplare), der Roadster (9.500 Exemplare) und das 2+2 Coupe, von dem 5.600 Exemplare zwischen 1964 bis 1968 ausgeliefert wurden. Die Serie 2 mit ebenfalls 4.2 Liter Motor kam 1968 auf den Markt und lieferte bis 1970 den Roadster Serie 2 (8.600 Exemplare) und das Coupe mit 4.900 Exemplaren sowie den 2+2 mit 5.300 Exemplaren. Schlusspunkt war die Serie 3 die von 1971 bis 1974 insgesamt rund 7.900 Exemplare des Roadsters und 7.300 Exemplare des 2+2 Coupes auslieferte. Die Gesamtproduktion aller Jaguar E-Types belief sich auf rund 72.500 Exemplare und machte den E-Type zu einer Ikone der 1960er Jahre.

 

Aufnahme in die Sammlung des Museums of Modern Art in New York

Das Museum of Modern Art in New York nahm den Jaguar E-Type Roadster 3.8 Liter der 1. Serie als drittes Fahrzeug weltweit in seine Sammlung auf und zeigte vom 03. April bis 20. August 1996 unter dem Titel „Refining the sports car – Jaguar E-Type“ eine Sonderausstellung zur Entwicklung und Entstehung dieses außergewöhnlichen Sportwagens. Für Interessierte sei angemerkt, dass das MoMA dazu auf ihren Internetseiten eine Broschüre und zwei Pressemitteilungen im Download bereithält (https://www.moma.org/calendar/exhibitions/282).

Gezeigt werden unter anderem auch die Exponate Jaguar E-Type Roadster der 1. Serie und der 3.8 Liter Sechszylinder-Motor.