Neumann-Neander revolutionierte den Motorradbau
Nach dem 1. Weltkrieg änderte Neumann seine Strategie, legte sich den Künstlernamen Neumann-Neander zu und entwickelte unter dem Markennamen Neander sehr erfolgreich Motorräder, die neben einen für damalige Zeiten elegantem Design vor allem durch Leichtbau, Fahrkomfort, Sicherheit und geniale technische Lösungen auffielen. 1924 erhielt er deshalb in Stuttgart eine Auszeichnung in allen Kategorien für „wertvolle Verbesserungen im Motorradbau“. Insbesondere sein Neander Stahlpressmodell war für Opel ein Glückfall. Diese Neander Konstruktion bekommt von Opel einen eigens für dieses Modell entwickelten 500-Kubikzentimeter-Einzylindermotor, der unter dem Namen Opel Motoclub am Markt eingeführt wurde und Opel enormes Prestige einbrachte. Die Opel Motoclub unterschied sich von der bei Neander parallel gebauten Maschine vor allem durch ihren roten Sattel, rote Anbauteile und rote Reifen. Zudem lässt sich der Pressstahlrahmen äußerst kostengünstig herstellen was gleichzeitig die Bau- und Montagzeit wesentlich verkürzte. Beide Maschinen hatten den silbernen Duraluminium-Pressstahlrahmen, den Neander mit blauen Neander Emblemen versah. Durch diese revolutionäre Konstruktion ließ sich die Montagezeit eines Motorrads von ca. 20 Stunden auf rund vier Stunden senken. Doch auch dieser Erfolg endete jäh im Jahre 1930 mit der Weltwirtschaftskrise. Opel und Neander mussten die Produktion nach knapp zwei Jahren einstellen. Ein weiteres bekanntes Modell des Dürener Herstellers Neander war das Modell Deutschlandfahrt, das 1924 von Ernst Neumann-Neander vorgestellt wurde. Auch dieses Modell zeigte bereits den revolutionären Pressstahlrahmen. Das Rennen startet am 17. Februar 1924 am Kölner Rheinufer und 125 Piloten machten sich zur ersten ADAC-Deutschlandfahrt auf den Weg, um 3.108 Kilometer im Winter über Stuttgart und Nürnberg im Süden nach Breslau im Osten und über Kiel und Hamburg im Norden wieder in Köln einzutreffen.
Neumann-Neander zieht 1923 nach Köln
Ein Jahr zuvor war Ernst Neumann-Neander nach Köln umgesiedelt und baute in den Kölner Allright-Werken etwa drei Neander-Motorräder mit 150 ccm Villiers-Motoren, Zentralrohrrahmen und Pendelgabel mit geführter Blattfeder. Im Februar 1924 startet er dann bei der Deutschlandfahrt, zieht Ende 1924 nach Euskirchen in das ehemalige Eifelwerk um und baut erneut Motorräder mit Motoren von Villiers, JAP, Küchen und Columbus. In Euskirchen startete er auch erste Versuche mit dem Werkstoff „Duraluminium“, den er vom Zeppelinbau entlehnt hatte. 1926 erfolgte dann der Umzug nach Düren in den Ortsteil Rölsdorf. Dort entstanden von 1926 bis 1931 die Stahlpress-Einheitsrahmen und seine an Opel vergebene Lizenz.
30 Fahrmaschinen nach seiner Genesung auf Mallorca
Als Alternative zum Motorrad entwickelte Neumann-Neander die Fahrmaschinen, die von den Rennfahrern Vollmer und Weyres erfolgreich bei Rennen eingesetzt werden. Bis 1939 entstanden nach eigenen Angaben rund 30 Fahrmaschinen, die er nach seinem Genesungsurlaub auf Mallorca in Angriff nahm. Es folgen alsbald Kriegswirren und die vollständige Zerstörung Dürens. Neumann-Neander zieht in einen Kellerbunker um, da seine Fabrikationsstätte schwere Schäden genommen hatte. Ende 1945 entwendeten amerikanische Truppen einen Großteil seiner Fahrzeuge und Teile des künstlerischen Werkes. Noch einmal stemmt sich Neumann-Neander gegen das Nichtstun und entwickelt erste Modelle der Motorkatze. Gedacht waren die Leichtbaufahrzeuge als Motorrad-Lastenräder, an denen nach dem Krieg Bedarf bestand. 1950 beendete Neumann-Neander dann seine Konstruktionen und wendete sich wieder der Grafik und Malerei zu. Nach Angaben seine Freundes Georg Sorge sollen in wenigen Monaten bis 1954 rund 1.000 Bilder entstanden sein. Ernst Neumann-Neander starb am 03.11.1954. Die Stadt Düren-Gemeinde Rölsdorf hat dem umtriebigen Erfinder, Künstler und Entwickler eine Gedenktafel an seiner ehemaligen Werkstatt angebracht und die Straße nach Ernst Neumann-Neander benannt. Seine Freunde haben nach seinem Tod posthum Auszüge aus seinem Tagebuch veröffentlicht, das unter dem Titel „Ernst Neumann-Neander – Düren 1944 Tagebuch einer Zerstörung, im Jahre 1984 in Düren im Verlag Karl Hamel“ erschienen ist.